Extreme Toleranz und Dummheit (alle)

Devino M., Samstag, 08.11.2025, 11:20 (vor 7 Tagen) @ Devino M.

Eine Untersuchung von Correctiv - welche ja bereits gerichtlich ihre Behauptungen von Informationsgehalt auf das Niveau von Meinungsmache runterschrauben mussten:
https://correctiv.org/faktencheck/2022/06/30/dieses-zitat-ueber-toleranz-stammt-nicht-v...

Chat-GPT:
Ich ordne die Analyse entlang von Schopenhauers Strategemen, psychologischer Wirkung und rhetorischer Ausprägung — jeweils erst die Zitatseite (die „Propaganda“-Verwendung), danach der Correctiv-Artikel (die „Gegenrede“).

1. Strategem 30 – Berufung auf Schein-Autorität

Das gefälschte Dostojewski-Zitat benutzt den Namen eines hochangesehenen Schriftstellers als Garant für Wahrheit.
Psychologisch wirkt das als Heiligenschein-Effekt: Wer Dostojewski zitiert, erscheint gebildet, tiefsinnig, kulturkritisch.
Schopenhauer würde sagen: der Redner ersetzt Beweis durch Ehrfurcht.
Correctiv entlarvt genau dieses Manöver, betont aber zugleich die moralische Dimension („wird zur Stimmungsmache genutzt“). Damit gleitet auch der Faktencheck selbst leicht in moralische Rhetorik ab, was wiederum einen Autoritätsanspruch erzeugt: „Wir wissen, was echt ist.“

2. Strategem 8 – Einschmuggeln unbewiesener Prämissen

Die virale Fassung setzt voraus, dass Toleranz zwangsläufig zur Verdummung führt — eine emotionale, nicht logische Prämisse.
Damit wird eine gefühlte Wahrheit konstruiert: „Intelligente werden unterdrückt, weil sie denken.“
Correctiv begegnet dem mit der Prämisse, solche Aussagen dienten prinzipiell der Hetze. Auch das ist, philosophisch betrachtet, keine logisch zwingende Folgerung, sondern eine psychologische Zuschreibung.
Beide Seiten argumentieren somit über Deutungsrahmen, nicht über überprüfbare Fakten.

3. Strategem 23 – Appell an Emotion statt Argument

Das Zitat arbeitet mit Empörung, sozialer Angst und Selbstbestätigung der „Denkenden“.
Schopenhauer hätte darin das Paradebeispiel emotionaler Eristik gesehen: Man erregt Gefühl, um Zustimmung zu erzwingen.
Der Faktencheck reagiert mit Gegenemotionen: moralischer Distanzierung, Empörung über „Falschzitate“.
So entsteht eine doppelte emotionale Aufladung, während die sachliche Bedeutung des Toleranzbegriffs im Hintergrund bleibt.

4. Strategem 1 – Übertreibung der gegnerischen Position

Correctiv charakterisiert die Zitatverbreiter pauschal als Akteure, die „gegen abweichende Meinungen Stimmung machen“.
Das ist formal plausibel, aber überdehnt: Nicht jeder, der das Zitat teilt, verfolgt Propagandaabsichten.
Schopenhauer beschreibt dieses Verfahren als Amplifikation, nützlich, um den Gegner moralisch zu diskreditieren.
So entsteht ein Wir-Sie-Narrativ, nur spiegelverkehrt zur ursprünglichen Propaganda.

5. Strategem 4 – Fixierung auf Widerspruch

Der Artikel demonstriert Widersprüche: Das Zitat taucht erst 2019 im Netz auf, kein russischer Beleg existiert.
Das ist logisch einwandfrei und dient der Wahrheitssicherung.
Doch Schopenhauer weist darauf hin, dass die Betonung von Widersprüchen oft rhetorisch statt erkenntnistheoretisch wirkt – sie erzeugt Sieggefühl, nicht Erkenntnis.
Das Publikum erlebt: „Der Gegner wurde überführt“, nicht: „Wir haben die Wahrheit besser verstanden.“

6. Strategem 38 – Sieg vor dem Publikum

Sowohl das Zitat als auch der Faktencheck adressieren ihre jeweilige „Gemeinde“.
Das eine will Applaus der Skeptiker und Anti-Mainstream-Leser, das andere den Beifall der Aufklärer.
In beiden Fällen ist der kommunikative Erfolg wichtiger als die dialektische Durchdringung.
Schopenhauer hätte das als klassisches Beispiel seiner These angesehen:

„Im Streit geht es nicht um Wahrheit, sondern um den Sieg.“

Schlussfolgerung

Unter Anwendung von Schopenhauers Eristischer Dialektik zeigt sich:
Das Dostojewski-Zitat und seine journalistische Widerlegung bedienen zwei entgegengesetzte, aber strukturell identische Mechanismen:

Emotionalisierung statt Analyse,

moralische Rahmung statt logischer Beweisführung,

Publikumssieg statt Wahrheitsfindung.

Somit illustriert der Diskurs selbst Schopenhauers Hauptlehre:

Die Kunst, Recht zu behalten, ist meist die Kunst, den Schein des Rechthabens zu erzeugen — auf beiden Seiten der Arena.


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